Wenn man auf Rügen ist, dann muss man auch die Kreidefelsen sehen. Also ist der Nationalpark Jasmund das Ziel meiner nächsten Radtour.
Es geht also Richtung Norden. In Binz geht es zuerst am Schmachter See entlang, bevor ich dann hinter dem Sportplatz zur Proraer Chausee komme. Am Abzweig Richtung Prora überquere ich die Bahnlinie und fahre dann auf der anderen Seite der Eisenbahn weiter. Den „Koloss von Prora“ gucke ich mir heute nur von hinten an, denn der steht für morgen auf dem Programm.
Meine Fahrt führt mich weiter Richtung Sassnitz. Bis kurz vor Mukran bin ich auf einem guten Radweg unterwegs. Der Radweg ist kurz vor den Gleisanlagen von Mukran leider zu Ende und so geht es auf einer recht engen Straßenbrücke über die Gleise. Mukran war früher der Fährhafen für den Fährverkehr Richtung Sowjetunion. Jetzt ist der Fährverkehr deutlich reduziert. Es gehen nur noch Fähren nach Dänemark und Schweden. Und die Gleisanlagen werde als Abstellgleise genutzt. Bekanntheit erlangte Mukran dann wieder im Rahmen der Arbeiten für die Pipeline Nord Stream 2. Der Hafen wird als Lagerort für die Pipelinerohre genutzt.
Hinter der „Engstelle“ am Fährhafen wird der Radweg wieder deutlich besser. Knapp drei Kilometer hinter Mukran biege ich rechts ab nach Sassnitz; Richtung Altstadt und Hafen. In Sassnitz mache ich aber keinen Abstecher zum Hafen sondern fahre direkt weiter zum Jasmund. Und hinter Sassnitz beginnt dann der Aufstieg. Von etwa 30 m über NN geht es auf 80 m über NN.
Im Jasmund angekommen sehe ich dann ein Schild, dass mich als Radfahrer nicht wirklich erfreut:
Ich entschließe mich trotzdem, die L303 zu verlassen und biege nach rechts in den Wald ab. Lt. Beschilderung geht es dort Richtung Königsstuhl. Und ja, da Schild hat nicht gelogen: Die Wege sind zwar landschaftlich reizvoll, aber nicht die allerbesten:
Nach etwas mehr als zwei Kilometern wird mir das Ganze zu bunt: es geht zurück auf die Hauptstraße. Dort komme ich dann nach insgesamt fünf Kilometern an. Wäre ich auf der Hauptstraße geblieben, dann wäre es weniger als ein Kilometer gewesen. Ein landschaftlich reizvoller, aber kraft- und zeitraubender Umweg. Im weiteren Verlauf werde ich also im Jasmund die Straßen nicht verlassen. Lesson learned. Glücklicherweise ist auf den Straßen nicht allzuviel los. Januar ist nicht Hochsaison. (Update: man hat zwischenzeitlich anscheinend an den Radwegen gearbeitet. Als wir im Sommer 2022 auf dem Ostseeküstenradweg den Jasmund besucht haben, waren wir auf deutlich besseren Radwegen unterwegs)
Nach weiteren sechs Kilometern auf dem Hochplateau des Jasmund komme ich im Nationalpark-Zentrum am Königsstuhl an. Auch hier gilt: es ist wenig los. Kein Vergleich zum Sommer, wenn es hier vor Touristen nur so wimmelt.
Die Ausstellung im Nationalpark-Zentrum rund um die Entstehung der Kreidefelsen und die Natur in der Ostsee ist sehr interessant.
Nach dem Besuch der Ausstellung fahre ich zurück nach Sassnitz. In Sassnitz will ich noch den Hafen besuchen, daher biege ich von der Hauptstraße nach links ab. Die Abfahrt zum Hafen – von knapp 40 m über NN auf Meereshöhe ist etwas tricky: Kopfsteinpflaster, Serpentinen – da ist es hilfreich, wenn man gute Bremsen am Fahrrad hat.
Für den Rückweg heißt es natürlich: es geht wieder bergauf. Dafür nutze ich die 2007 erbaute Hängebrücke, die nicht nur spektakulär aussieht sondern auch noch einen guten Blick über den Hafen bietet.
Auf dem gleichen Weg wie auf der Hinfahrt – an Mukran und Prora vorbei – geht es dann zurück nach Binz zum Hotel.
Mit knapp 60 Kilometern war es – auch aufgrund der Steigungen eine recht anspruchsvolle aber auch sehr interessante Tour. 1.400 Höhenmeter stehen am Ende auf der Uhr. Und wir merken uns: Schilder haben ihre Berechtigung, nicht immer ist der Radweg die bessere Lösung.
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