Von Oberkrimml an geht’s nur noch bergab – das war so die Idee für unsere Tauernradwegrunde. Aber erstens kommt es anders als man denkt und zweitens spielte das Wetter auch noch mit auf unserer zweiten Etappe von Oberkrimml nach St. Johann im Pongau.
Der Blick aus dem Fenster verheißt morgens nichts Gutes: die Berge sind wolkenverhangen, die Krimmler Wasserfälle, die wir gestern noch vom Balkon aus sehen konnten, haben sich hinter Einheitsgrau versteckt. Aber als wir nach dem gemütlichen Frühstück unsere zweite Etappe starten, ist es zumindest trocken und wir können die Regensachen in den Packtaschen lassen. Knapp 100 Kilometer stehen auf dem Plan; aber es geht ja nur bergab.
Die Strecke zum Bahnhof Krimml, auf der wir uns gestern noch in Gegenrichtung die Waldwege hochgequält haben, legen wir auf der Straße zurück. Es geht schnell bergab, mein Tacho zeigt knapp 45 km/h, als es mir langsam doch etwas zu schnell wird und ich dann doch in die Bremsen gehe. Nach wenigen Minuten ist der Downhill-Spaß aber vorbei.
Und so wie es am Vortag in leichter Steigung aufwärts ging, geht es heute mit leichtem Gefälle das Salzachtal hinunter. Je weiter wir kommen, desto besser wird auch das Wetter.



Vor Niedersill machen wir eine kurze Pause. Um dann nur zwei Kilometer weiter, am Badesee Niedersill, direkt die nächste Pause zu machen. Es locken Kaffee und Waffeln.

Gut gestärkt geht es weiter. In Piesendorf verlassen wir die vom Vortag bekannte Route. Es geht weiter die Salzach entlang. Und nach knapp 70 Kilometern holt uns der Regen ein. Schon einige Zeit hatten wir den Donner hinter uns gehört, jetzt ist er über uns. Also: Regensachen anziehen. Und aus der gemütlichen Tour, mit etwas Sightseeing hier und da, wird eine Tour, bei der es hauptsächlich ums Ankommen geht.
Ohnehin ist alles bald Grau in Grau und so kann man die Landschaft auch nicht mehr wirklich genießen. In Lend biegen wir dann einmal falsch ab. Genauer gesagt, wir biegen nicht falsch ab, sondern fahren falsch geradeaus. Die Schilder des Tauernradwegs weisen nach rechts den Berg hinauf, aber wir wollen doch lieber geradeaus an der Salzach entlang fahren.

Und einige Hinweise auf eine Straßensperrung übersehen wir; es geht einfach den Fluß entlang weiter. Die Straße sei für Autofahrer gesperrt, aber als Radfahrer kommt man durch die Baustelle durch, beruhigt uns ein einheimischer Fahrradfahrer, den wir kurz danach treffen. Und kurz nach der Baustelle kommt dann auch die Quittung dafür, dass wir geradeaus an der Salzach entlang gefahren sind. Denn die Höhenmeter, die wir dadurch vermieden haben, holen uns jetzt wieder ein: ein steiler Anstieg liegt vor uns, es regnet und wir haben schon 86 Kilometer in den Knochen.

Wir quälen uns also die Steigung hinauf. Die letzten Meter schieben wir. Aber irgendwann sind wir oben und fahren knapp drei Kilometer über ein Hochplateau. Danach geht es wieder bergab nach Schwarzach. Dort geht es dann wieder an der Salzach entlang. Aber auch hier zwingt uns eine Baustelle zu einem Umweg. Normalerweise kein Problem – aber heute: nach 90 Kilometern, davon 20 im Regen ist das irgendwie ärgerlich. Am Verbundkraftwerk St. Veit kommen wir wieder ans Wasser. Jetzt sind es nur noch fünf Kilometer bis zum Ziel. Und nach knapp 100 Kilometern und knapp acht Stunden erreichen wir durchnässt unser Hotel. Raus aus den Fahrradsachen und rein in den Hotelpool – das haben wir uns heute wirklich verdient.
Tag 2 zusammengefasst:
99,4 km, knapp 8 Stunden (inklusive Pausen)
1.520 Höhenmeter raus, 1.984 Höhenmeter runter

Den nächsten Tag haben wir als „Fahrrad-Ruhetag“ eingeplant. Ursprünglich wollten wir Canyoning machen, haben uns dann aber spontan anders entschieden. Wir sind mit der Seilbahn hoch auf den Gernkogel und haben dort eine kleine Wanderung gemacht.

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