Mit dem Fahrrad zum Ellenbogen

Mit knapp 40 Kilometern Nord-Süd-Ausdehnung ist mir die Insel etwas zu groß für eine eintägige Inselumrundung mit dem Fahrrad. Also geht es an meinem ersten Tag auf Sylt in den Norden.

Kampen, List und der Lister Ellenbogen stehen auf dem Programm. Aber zuerst brauche ich ein Fahrrad. Nicht alle Fahrradverleihe haben aktuell geöffnet, aber in der Nähe vom Bahnhof kann ich mir ein Tourenrad ausleihen.

Da ich nicht durch den Ort fahren will, fahre ich erst einmal etwas mehr auf der Keitumer Landstraße gen Osten. Nachdem links die L24 abgeht fahre ich noch ein paar Meter weiter und biege dann nach links auf den Radweg ab. So muss ich nicht direkt an oder auf der Landstraße entlang fahren. Zwischen Landstraße und Flugplatz geht es dann nach Norden.

Hinter dem Golfplatz biege ich rechts Richtung Braderup ab. Dadurch komme ich näher ans Wattenmeer. In Braderup schwenke ich dann wieder nordwärts Richtung Kampen. Und nach knapp drei Kilometern bin ich da: Kampen, der Nobelort auf Sylt. Jede Menge Ferienhäuser. Fast alle sind verriegelt und verrammelt; die Rolläden sind geschlossen. Trotzdem sind die Gärten makellos gepflegt. Man hat anscheinend seinen Gärtner. Nur vereinzelt steht eine Nobelkarosse vor dem Haus. Überall reetdachgedeckte Klinkerbauten. Reetdach schreibt die Ortssatzung sogar vor. Das bewahrt die bauliche Ursprünglichkeit, sorgt aber für auch für ein Einerlei. Allerdings kann man auch nicht mehr von Ursprünglichkeit reden, wenn die Inselbewohner mehr und mehr von zahlungskräftigen Touristen verdrängt werden. Viele, die auf Sylt arbeiten, pendeln ja sogar vom Festland auf die Insel.

Leuchtturm Kampen
Unbewohntes Einerlei in Kampen

Hinter Kampen geht es an der L24 entlang nach List. Rechts das Wattenmeer, links die Straße. Glücklicherweise ist auf der Straße aktuell wenig Verkehr. Alles rechts von mir ist Naturschutzgebiet: Nielönn; dann die bekannte Kampener Vogelkoje. Hinter Süderheidetal macht die Straße einen Linkskick Richtung List. Nach knapp 20 Kilometern Radstrecke ist List dann erreicht. Dort gibt es das sehr moderne “Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt“; doch ich verzichte auf den Besuch der Ausstellung – ich will mir lieber der Nordseewind um die Nase wehen lassen.

Im Hafen von List
Seenotkreuzer “Pidder Lüng” im Hafen von List.

Im Hafen von List, der nördlichsten Gemeinde Deutschland, mache ich kurz Pause.

Über den weitgeschwungenen Deich fahre ich weiter zum Lister Ellenbogen. Der Ellenbogen selbst ist Privatgelände. Und damit Autofahrer zum nördlichsten Parkplatz Deutschlands kommen, müssen sie Maut für die Privatstraße zahlen. Radfahrer nicht.

Auf dem Deich zum Lister Ellenbogen
Privatstraße zum Ellenbogen

Am Ellenbogen angekommen, bin ich an der nördlichsten Spitze von Deutschland.

Am Lister Ellenbogen

OK, es gibt hier viel Landschaft, zwei Leuchttürme und viel Strand zum Spazierengehen. Aber es ist schon knapp 13 Uhr und auf mich warten ja noch ein paar Kilometer Rückfahrt. Also verzichte ich auf den Strandspaziergang, obwohl die Umrundung des Ellenbogens eine der schönsten Wanderungen auf Sylt sein soll.

Der Rückweg geht es geradewegs Richtung Süden. Am Ende der Privatstraße beim “Ellenbogenberg” (Höhe unbekannt) biege ich nach rechts ab. Nach etwas mehr als vier Kilometern erreiche ich bekanntes Terrain: die Landesstraße 24 Richtung Kampen. Aber diesmal folge ich nicht der Straße, sondern biege nach links ab. Parallel zur Straße geht es dann weiter: Kampen lasse ich links liegen; Wenningstedt bleibt rechts von mir. Nach einem kurzen Stück direkt an der L24, das ich von der Hinfahrt bereits kenne, biege ich in Westerland nach rechts auf den Bahnweg ab. In einem Bogen führt mich die Straße Richtung Bahnhof Westerland, wo ich nach etwa 55 Kilometern mein Fahrrad wieder abgebe.

Zusammengefasst:

  • 55 km Radtour in den Norden der Insel Sylt. Etwas mehr als 4 Stunden (mit Pausen)
  • Viel Natur; List und Kampen als Orte für Pausen und Einkehr

Strecke:

Graph GPXSee / Kartenmaterial (c) OpenStreetMap-Mitwirkende

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